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Die Tiere der STADTpsychologie

Das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier ist nicht nur ein Thema für das Land. Auch Städte sind Lebensräume für unterschiedliche Tierarten. In unserer Arbeit als Stadtpsycholog*innen begegnen wir also immer wieder Tieren, ihren Bedürfnissen und dem Verhältnis, in dem diese zum Menschen stehen. Der folgende Blogartikel ist eine Zusammenstellung von Projekten, an denen wir gearbeitet haben und die sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Tier beschäftigen.


Hunde

Der „beste Freund des Menschen“ ist natürlich in jeder Stadt anzutreffen. Die Vierbeiner bringen hierbei auch ihre eigenen Bedürfnisse mit. Einerseits an die Planung, denn sie brauchen genügend Auslauf und Grünflächen, doch sie verursachen auch Herausforderungen für den sozialen Zusammenhalt. Es kommt immer wieder zu Konflikten zwischen Hundebesitzer*innen und anderen Bewohner*innen zu Themen der Sicherheit, der Mobilität und auch der Sauberkeit. Diesbezüglich hat die STADTpsychologie eine Studie zu Hundstrümmerl in Wien im Jahre 2002 durchgeführt.
Ziel war es die Problematik des Hundstrümmerls im öffentlichen Raum sichtbarer zu machen. Die Menge an Hundemist hat seitdem durch die starke Initiative der Stadt tatsächlich stark abgenommen. Die mediale Aufmerksamkeit war damals außergewöhnlich groß und nach unserer Studie in Wien, fanden Hundetage in Korneuburg und auf der Wieden statt. Von Studierenden ist damals ein lustiger Kurzfilm entstanden.


Pferde

Fiaker und Kutschen sind in österreichischen Städten, insbesondere in Wien, nach wie vor präsent. Ursprünglich aus einer historischen Notwendigkeit entstanden, haben sie sich zu einem wichtigen Bestandteil des Tourismus entwickelt. Die Fiaker, also die traditionellen Pferdedroschken, sind für viele Menschen ein Inbegriff des „Typisch Wienerischen“ und gehören zum Stadtbild genauso wie der Stephansdom oder das Riesenrad im Prater.
Eine Studie der STADTpsychologie aus dem Jahr 2010 beleuchtete bereits die schwierige Lage der Fiakerbranche. Sie dokumentierte die Herausforderungen, mit denen Fiakerbetriebe konfrontiert waren, wie etwa wirtschaftliche Unsicherheiten und die gesundheitlichen Belastungen für die Pferde.
Eine Folgerecherche im Jahr 2022 zeigte, dass sich die Fiakerbetriebe in den letzten zehn Jahren zwar angepasst haben, jedoch nach wie vor zwischen Tradition und Moderne hin- und hergerissen sind. Diese Analyse stellte fest, dass Fiaker weiterhin Touristen anziehen und ein Symbol für das historische Wien darstellen. Gleichzeitig werden sie jedoch mit zunehmend lauteren Rufen nach verbessertem Tierschutz und den Herausforderungen des Klimawandels konfrontiert.
Die Zukunft der Fiaker in Wien ist ungewiss. Angesichts steigender Temperaturen und der Forderungen nach intensiverem Tierschutz könnte der Platz für Pferdekutschen in der Stadt der Zukunft begrenzt sein. Ob die Fiaker also ein fester Bestandteil des Wiener Stadtbildes bleiben oder sich das Stadtbild weiter wandelt, wird sich erst noch zeigen.

Tauben

Die verwilderte Haustaube ist in Wien zahlreich vorhanden und weitestgehend unbeliebt. Die Tierschutzombudsstelle Wien ersuchte die STADTpsychologie im Jahre 2013 um eine gemeinsame Strategie, mit dem Ziel einen Rückgang der Tauben in Wien zu erreichen. Basierend auf den Erfahrungen war klar, dass biologische Maßnahmen alleine nicht ausreichen, sondern eine Kombination aus biologischen und psychologischen Maßnahmen notwendig war. Stadtbewohner*innen sind vielfach nicht nur Betroffene, sondern durch Fütterung auch Verursacher der Taubenproblematik. Ziel war es jedoch nicht, dass Tauben vollständig aus der Stadt verschwinden, sondern dass eine Reduktion der Taubenpopulation vor allem dazu führt, dass Menschen und Tauben wieder besser miteinander auskommen und das Image der Taube langfristig wieder steigt.

Mauersegler

Im Vergleich zur Taube, ist der Mauersegler ein gerngesehener Vogel. Früher war er in Wien weitverbreitet, doch die Population ist über die Jahrzehnte stark zurückgegangen. Durch bewusste Ansiedlungs- und Artenvielfaltsprojekte wird dem Artensterben und dem Verlust der Biodiversität entgegengewirkt. Der Mauersegler und sein bekannter Ruf (Sri Sri) sind hierbei zu einer Art Maskottchen des Artenschutzes in der Stadt geworden. Die STADTpsychologie hat dazu einen partizipativen Prozess geleitet, wie ein Öko-Parkverbund in Neubau aussehen könnte, und was für Begrünungen sich die Bewohner*innen vor allem wünschen. Durch Projekte wie das Grüne Band kann also nicht nur der Lebensraum von diversen Tierarten vergrößert werden, sondern auch eine zusätzlich Erholungs- und Aufenthaltsfläche geschaffen werden.

Ameisen

Menschen sind nicht die einzigen Lebewesen, die Städte bauen. Ameisen, Bienen, Wespen und Termiten sind sogenannte staatenbildende (eu)soziale Insekten. Das bedeutet, sie leben in riesigen Sozialverbänden, teilen sich Aufgaben und Ressourcen und besitzen eine Art kollektive Schwarm-Intelligenz. Diese menschenähnlichen Eigenschaften machen die kleinen Tiere nicht nur für die Biologie interessant, sondern auch für die Psychologie, weshalb wir einen stadtpsychologischen Versuch gestartet haben, bei dem wir einen Ameisenkolonie in einen Stadtplan von Neubau eingesetzt haben. Das Ziel der fast schon künstlerischen Installation war es, zu beobachten, wie die Ameisen den Bezirk nutzen und welchen Eindruck sie auf die Betrachter hinterlassen.


Elefanten

Elefanten, die durch Städte und Dörfer marschieren gibt es in Österreich zum Glück nicht. Sie sind jedoch Namensgeber für Wege, die auf natürliche Art entstehen. Trampelpfade, im englischen auch Desire Paths, oder eben Elephant Paths genannt, sind Wege, die durch kontinuierliche Nutzung und wiederholte Begehung von Stadtnutzern entstehen. Besonders spannend sind jene auf Grasflächen in Städten, denn sie visualisieren die Diskrepanz zwischen Stadtplanung und der tatsächlichen Nutzung durch die Bevölkerung. Menschliche Bedürfnisse machen vor keiner symmetrischen Grünfläche oder ausgefallenen architektonischen Gestaltung halt – der Mensch wählt den möglichst schnellsten und kürzesten Weg. Dies steht oft im Widerspruch zu den Vorstellungen der Planenden. Elefanten halten sich nicht an die geplante Umgebung – und Menschen oft auch nicht. Eine Stadt kann zwar geplant werden, doch es sind unsere menschlichen Bedürfnisse, die sie letztlich prägen.

Schleimschimmel

Physarum polycephalum, auch bekannt als Blob, ist zwar im engeren Sinne kein Tier, aber eine Pflanze ist er auch nicht. Es handelt sich um einen einzelligen Organismus in der Kategorie der Schleimpilze. Was Physarum polycephalum so besonders macht, ist seine Fähigkeit, sich unter den richtigen Bedingungen schnell und auf intelligente Weise auszubreiten. Er kann extrem effiziente Verbindungen zwischen Nahrungsquellen schaffen. Daher wird Schleimschimmel bereits vielseitig eingesetzt: in der Stadtplanung zur Visualisierung und Planung von Infrastruktur wie Straßen- oder U-Bahn-Netzen, sowie in der sozialen Arbeit, um Menschen die Verbindungen innerhalb ihrer Community aufzuzeigen. In einem kleinen Versuch haben wir demonstriert, wie ein soziales Netzwerk über die Zeit anwachsen kann. Der thematische Rahmen war hierbei das LiDo-Projekt (Links der Donau geht was weiter).


Wir hoffen, dasss uns in unser zukünftigen Arbeit auch weiterhin neue Tiere begenen werden und wir diese Zusammenstellung daher laufend ergänzen können.

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