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Die Macht von Visualisierung in der Planung

Was braucht ein partizipatives Projekt in der Planungsphase, um möglichst viele Menschen auf den ersten Blick anzusprechen? Genau, gute Visualisierungen. Sie sollten im Kopf bleiben, aber nicht vermitteln, das Abgebildete wäre „in Stein gemeißelt“. Manchmal bedarf es nachträglicher Änderungen. Ein neuer Zebrastreifen, ein Strauch der hier nicht gesetzt werden kann, oder noch ein Bankerl auf dem Gehsteig. Wir erklären, welche Visualisierungs-Methoden am besten geeignet sind.


Menschen mögen altbewährtes, das Unbekannte führt oft zu Verunsicherung, manchmal auch zu Widerstand. Besonders, wenn die Veränderung im Grätzl oder vor der eigenen Haustüre stattfindet. Manchmal fehlt einem einfach die individuelle Vorstellungskraft, oder auch die Zeit, oder die Fähigkeit sich mit Umbau-Plänen auseinanderzusetzen. Darum ist es in Planungsprojekten wichtig, gut verständliche, ansprechende, aber nicht zu realistische Abbilder zu erarbeiten.

Durch das Veranschaulichen können sich Menschen an das Neue gewöhnen, und einen Einblick in das Ergebnis bekommen. Solche Visualisierungen schaffen Transparenz im Prozess. Sie veranschaulichen komplexe Zusammenhänge, können die Aufmerksamkeit erhöhen und werden erinnert. Allerdings gibt es hierbei

Unterschiede in der Wirkung auf die Betrachter:in

Ob die Vermittlung von Informationen durch Gestaltung gelingt, kann nur von der Empfänger:in beurteilt werden. Diese:r entscheidet, ob der Absender die Mitteilungs- und Wirkungsabsichten übermitteln konnte oder nicht. Nach dem “rezipienten-orientierten Ansatz” (Sturm, 1987) beeinflussen Medien  personale und soziale Befindlichkeiten. Die Wirkung besteht ebenfalls in umgekehrter Richtung. Individuelle Zustände beeinflussen, wie die Inhalte von Medien wirken. Im Mittelpunkt befindet sich  immer die Rezipient:in und bestimmt somit über die Wirkung des Gezeigten (Maletzke 1981).

Es gibt verschiedene Stile von bildlichen Darstellungen, die sich in ihrer Wirkung unterscheiden.

Rendering von den Danube Flats


Renderings werden zum Beispiel verwendet, um eine sehr realitätsnahe Darstellung zu bieten. Allerdings können solche Bilder bei der Empfänger:in zu unrealistischen Erwartungen führen, denn Umbauten sind am Ende manchmal nicht im Detail so, wie sie dargestellt wurden.

 

Hier kommt die Methode des Urban Sketching ins Spiel. Die geplanten Projekte werden in Form von Skizzen oder Zeichnungen dargestellt, ähnlich wie Wimmelbilder. Diese Skizzen kann man digital zusätzlich über andere Bilder z.B. Fotoaufnahmen von Orten legen. Diese Methode gibt einen Vorgeschmack auf das was kommen wird und bietet gleichzeitig etwas Spielraum, was die Umsetzung angeht. Das ermöglicht somit realistischere Erwartungen an das Ergebnis.

Urban Sketching mit realem Foto des Kutschkermarktes im Hintergrund

Stärken guter Visualisierung

Darüber hinaus bieten Urban Sketches eine inklusivere und niederschwelligere Möglichkeit, mehr Zielgruppen zu erreichen. Sogar die Aufmerksamkeit von Kindern wird mit einem geeigneten Stil erreicht. Allerdings sollte man nicht vergessen Bildbeschreibungen zu erstellen, damit diese für Menschen mit Sehbehinderungen vorgelesen werden können.

Psychologisch betrachtet können solche bildlichen Darstellungen eine positive Wirkung auf die Betrachter:innen haben. Zum einen fördern sie die Vorstellungskraft und können somit die Motivation erhöhen, sich für das Projekt zu engagieren. Zum anderen führen sie dazu, sich gedanklich auf die Situation vorzubereiten. Wenn die Skizze den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen entspricht, die in der Beteiligung vorab erforscht wurden, macht das Vorfreude und alle Unannehmlichkeiten des Umbaus, wie Umwege, Lärm, oder Staub werden eher toleriert und ausgehalten.

Insgesamt sind Visualisierungen ein wichtiger Bestandteil bei der Planung von nachhaltigen Städten und sollten mit Bedacht gewählt und eingesetzt werden. Eine ausgewogene Balance zwischen dem Bestehenden und dem Kommenden ist zum Nutzen aller. Der Unterschied muss deutlich sichtbar sein, es darf aber keine Täuschung der Betrachter:innen entstehen.

 

©Dialog Plus/ Claudia Marschall

©SORAVIA

 

Quellen:

  • Ehmayer, C. (2014): Die Aktivierende Stadtdiagnose als eine besondere Form der Organisationsdiagnose: Ein umwelt- und gemeindepsychologischer Beitrag für eine nachhaltige Stadt- und Gemeindeentwicklung. Hamburg: disserta

  • Bock, M. (1990). Medienwirkungen aus psychologischer Sicht: Aufmerksamkeit und Interesse, Verstehen und Behalten, Emotionen und Einstellungen. In: Meutsch, D., Freund, B. (eds) Fernsehjournalismus und die Wissenschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. 

  • Maletzke, G., & Maletzke, G. (1998). Medienwirkungen und Medienwirkungsforschung. Kommunikationswissenschaft im Überblick: Grundlagen, Probleme, Perspektiven, 81-99.

  • Sturm, H., 1987. Das “Wie der Präsentation”. Methoden und Ergebnisse zu Wirkungen der formalen medienspezifischen Angebotsweisen. In: M. Grewe-Partsch und J. Groebel, Hrg., Mensch und Medien. München: K.G. Saur. S. 3341.

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