Ausflug zur Ausstellung „Boden für alle“ im Museumsquartier
Das Museumsquartier ist ein besonderer Ort für mich als Stadtpsychologin. Sind doch Erinnerungen damit verbunden, die bis zur Anfangszeit der 2000er Jahre zurückreichen. Bevor alles losging, war das Museumsquartier ein verschlafener Ort, wo Menschen noch zu ganz niederen Zinspreisen wohnen konnten. Was gibt es Besseres als in der Innenstadt, in einem architektonisch historischen Gebäude zu wohnen und noch dazu nicht gestört zu werden? Diese Idylle änderte sich, als die Betreiber des Museumsquartiers begannen, das Areal zu beleben und Gastronomen in die Gebäude einzogen. Das plötzliche Leben überraschte die Bewohner*innen, die sich an die Ruhe gewöhnt hatten und es begann der organisierte Widerstand gegen Lärm, laute junge Menschen und die Gastronomie. Es war ein klassischer Interessenskonflikt, wie es ihn in der Stadt immer wieder gibt, wenn sich Stadtteile oder bestimmte Areale zu beleben beginnen. Die Lokalbetreiber*innen wollten länger offen halten, die Bewohner*innen wollten ihre abendliche Ruhe – beides verständlich und nachvollziehbar.
Als Stadtpsychologin wurde ich gebeten, einen Moderationsvorschlag zu machen, wie es zu einem gegenseitigen Verständnis und mehr Miteinander kommen könnte. In vier moderierten Großgruppen wurden letztlich Lösungen gefunden, mit denen die unterschiedlichen Beteiligten nachhaltig zufrieden waren. Das Museumsquartier ist bis heute ein lebendiger Ort geblieben, wo es trotz hoher Besucherfrequenz ein relativ friedliches Miteinander gibt.
Und die Ausstellung? Die Ausstellung „Boden für alle“ im Architekturzentrum ist sehens- und nachdenkenswert, jedoch für Laien (also Nicht-Planer*innen und Nicht-Architekt*innen) teilweise schwierig zu verstehen. Nachvollziehbar ist jedenfalls die Botschaft: wenn wir die nächsten hundert Jahre so weitermachen, wird es keinen verwertbaren Boden mehr geben. Die Erde lässt sich nicht vermehren. Das kennen wir schon vom Klimaschutz, die Frage ist, werden die Menschen Lösungen finden? Die Psychologin in mir, ist sich da nicht so ganz sicher, die Optimistin hofft jedenfalls darauf.
Weitere Informationen siehe:
>> zur Ausstellung
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