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NachhaltiGEH Mobilität – Auf den Spuren besonderer Zu-Fuß-Geh-Strategien

Mobilität bringt die Menschen an ihr Ziel – am Besten zügig und bequem mit den Öffis oder dem Fahrrad. Aber wer sagt, dass Zu-Fuß-Gehen nicht auch bequem oder schnell sein kann? Wir stellen 5 übertragbare Geh-Strategien vor, die sich in Floridsdorf und Donaustadt bewährt haben.


Ruhig aber keinesfalls langweilig – Wie wir das Zu-Fuß-Gehen erforschten

Im Rahmen unseres LiDo-Projektes haben wir intensiv geforscht und 22 qualitative Interviews mit Zu-Fuß-Geher*innen aus den unterschiedlichen Bezirksteilen Floridsdorfs und der Donaustadt geführt. Die Teilnehmenden erzählten uns von ihren ganz persönlichen LiDo-Geh(t)-Strategien. Grundsätzlich schätzen die Menschen in Floridsdorf und Donaustadt – wie andere Wiener*innen auch – ruhige und naturnahe Spazierwege. Aber allzu langweilig darf es nicht sein: Gärten, Tiere, Architektur machen einen Fußweg, nicht nur für Menschen in LiDo (Links der Donau) – abwechslungsreich und attraktiv. Besonders motivierend wirken lohnende Zwischenziele wie Spielplätze, Eissalons und Einkehrmöglichkeiten.

Für ein positives Zu-Fuß-Geh-Erlebnis haben wir die wichtigsten Geh-Strategien der Floridsdorfer und Donaustädterinnen zusammengefasst.

1. Am Wasser gehen

Ein Spaziergang an der Donau oder generell am Gewässer bietet nicht nur im Sommer einen Mehrwert, so berichten Interviewte vom „Gehen und Schwimmen (als) unschlagbare Kombination!“. Auch in der kalten Jahreszeit bietet das Gehen entlang der Donau – gegen den Wind! – einen gesundheitlichen Benefit, es wirkt wie eine Luftkur: „Gegen den Strom gehen, das ist für die Bronchien gut, daher liebe ich das sehr“, berichtet uns eine 80jährige aus Jedlesee.

2. Naturschätze entdecken

Geschützte Tiere in der Lobau, Wildkräuter an der Oberen Alten Donau oder seltene Pflanzen bei den Alten Schanzen – manche Floridsdorfer*innen und Donaustädter*innen sind unterwegs, um Besonderes zu entdecken. Ist man dann fündig geworden, sollen die Entdeckungen natürlich verewigt werden, wie uns ein Naturliebhaber aus Neu-Stammersdorf erzählt: „Bei den Alten Schanzen schaue ich dann an bestimmten Plätzen, wo was gerade blüht. Dann brauche ich natürlich länger für einen Spaziergang,  weil ich die Blumen auch fotografieren will“. Von einem Schatz zum nächsten, werden durch so manchen spontanen Umweg einige Meter mehr zurückgelegt – auch nicht schlimm.

3. Mit dem Öffi zum Spazierengehen

Weil die Bezirke so weitläufig sind, besteht eine der besonderen LiDo-Geh-Strategien darin, mit dem Öffi an einen schönen Ort zu fahren, um dort spazieren zu gehen. Ein älteres Ehepaar aus Süßenbrunn geht sehr gerne im Wasserpark: „Da fahren wir mit der Schnellbahn drei Stationen und dann gehen wir im Wasserpark spazieren“.

Die Weitläufigkeit der Bezirke macht Lust auf Herausforderungen, besonders bei jüngeren, wie diesem 24jährigen Stammersdorfer, der gerne besonders weite Strecken geht: „In Floridsdorf und der Donaustadt bin ich einmal die meisten Hauptstraßen abgegangen, das heißt bis nach Groß-Enzersdorf und dann zurück, dann die Wagramer Straße rauf, Brünner Straße und dann noch Prager Straße, das waren auch so neun oder zehn Stunden – alles in der Nacht.“ Wer sich bei solchen Geh-Projekten einmal übernommen hat, kann einfach zur nächsten Haltestelle gehen und mit den Öffis zurück fahren, oder unterwegs eine Verschnaufpause einlegen und trotzdem vorankommen.

4. Hauptverkehrsrouten meiden

Gut ausgebaute Straßen, welche zum Teil die Bezirke zerteilen, sind, trotz ihrer funktionellen Vorteile durch Öffi-Anbindungen, mehrheitlich keine beliebten Spazier-Routen. Viele der Befragten versuchen daher, diese großen Straßen zu meiden: „Ich schaue sehr bewusst, dass ich nicht entlang der Prager Straße gehe, wenn ich in Richtung Jedlesee unterwegs bin. Ich suche mir die kleinen Gasserl, um dort abseits der Hauptverkehrsadern zu gehen“, so ein 23jähriger Floridsdorfer.

5. Zu Fuß-Gehen in den Alltag integrieren

In einer dichten Stadt wie Wien ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sich so manche alltägliche Dinge, wie Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, oder medizinische Versorgung, im sogenannten Hausschlapfen-Radius befinden – erreichbar in 15 Geh-Minuten. Solche Strecken können mit nur wenig Aufwand in den Alltag integriert werden. So kommt man zu gesunder Bewegung, ganz ohne Anstrengung – wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat. Die Wartezeiten bei den Öffis bieten sogar manchmal die Gelegenheit, ein paar Stationen zu Fuß zu gehen, bis einen die Bahn oder der Bus wieder eingeholt hat.

Zu Fuß Gehen – am besten Gemeinsam

Zu-Fuß-Gehen Links der Donau ist für alle. Ob Eltern mit Kindern, Hundebesitzer*innen, joggende, Naturliebhaber*innen, ältere und jüngere Menschen. Für jede/n ist ein geeigneter Ort und Strecke zum Spazierengehen vorhanden. Lange oder kurze Strecken, belebt oder einsam. Und auf so mancher Stamm-Strecke wird man hin und wieder dieselben Gesichter treffen und grüßen – das heißt: Zu Fuß Gehen verbindet Menschen. Und wie wir bereits wissen, stellen soziale Netzwerke eine wichtige Ressource dar.

Mit unseren Methoden stärken wir soziale Netzwerke, indem wir Zusammenkünfte organisieren und Menschen bei der Planung und Umsetzung von gemeinsamen Bewegungsaktionen unterstützen, wie z.B. im Projekt „LiDo geht„. Gemeinsames Bewegen fördert nicht nur die persönliche Gesundheit, sondern fördert auch die gegenseitige soziale Unterstützung. Das wiederum ist eine notwendige Voraussetzung, damit Verhaltensänderungen stattfinden können und das zu Fuß-Gehen zur Gewohnheit wird. Letztlich ist die „Aktive Mobilität“, also der Verzicht aufs Auto zugunsten des Zu-Fuß-Gehens ein wesentlicher Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels – vor allem wenn er im Kollektiv passiert.


Links:

  • Eine ausführlichere Zusammenfassung der qualitativen Ergebnisse findest du hier
  • Einen kurzen Überblick zu den unterschiedlichen Zu-Fuß-Geh Typen findest du hier
  • Mehr zum Hausschlapfen-Radius findest du hier
  • Infos zum Projekt LiDo Geht gibt es auf Wien zu Fuß
  • Dich interessiert unsere Methode die Aktivierende Stadtdiagnose (ASD)? Dann schau hier rein

Quellen:

  • Dissertation: Die „Aktivierende Stadtdiagnose“ als eine besondere Form der Organisationsdiagnose. Ein umwelt- und gemeindepsychologischer Beitrag für eine nachhaltige Stadt- und Gemeindeentwicklung im >> Diplomica-Verlag, 2014

Fotos © Mobilitätsagentur/ Christian Fürthner

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