Misslungene Partizipation

Auf dieser Seite werden die unterschiedlichen Arten der misslungenen Partizipation aufgelistet, die sich aus den Antworten unserer Partizipation-Checkliste ergeben können.

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Die Information

Wenn sich im Rahmen einer Beteiligung Informationen nur in eine Richtung bewegen können (oft Top-Down, bzw. von innen nach außen), dann handelt es sich nicht um echte Partizipation, sondern nur um die Weitergabe von Informationen.

Echte Kommunikation muss stets in beide Richtungen erfolgen und es muss die Möglichkeit des gegenseitigen Informationsaustausch geben. Echte Partizipation ermöglicht also, dass Teilnehmer*innen ihre Meinungen und Gedanken weitergeben können und nicht nur über vorherrschende Gegebenheiten informiert werden.

Das Event

Wenn Beteiligung kein längerfristiger Prozess ist und mehrere Termine umfasst, handelt es sich nicht um echte Beteiligung, sondern nur um ein Event.

Echte Partizipation braucht genügend Zeit. Sie braucht sowohl Zeit in der Vorbereitung, als auch in der Nachbereitung und Kommunikation. Teilnehmende sollten in einem kommunikativen Prozess immer wieder eingebunden oder zumindest rechtzeitig und ausführlich über die Ergebnisse der Partizipation aufgeklärt werden. In diesem Sinne kann ein einmaliges Event keine echte Partizipation sein.

Die Öffentlichkeitsarbeit

Wenn das Ziel ist, dass sich die Meinungen von Personen in eine vorgeschriebene Richtung wandeln soll, dann handelt es sich nicht um echte Partizipation, sondern nur um Öffentlichkeitsarbeit oder eine PR-Aktion.

Echte Partizipation lässt stets einen Entscheidungsspielraum offen und darf nicht missbräuchlich als Legitimation von vergangenen Entscheidungen eingesetzt werden. Sie soll einen positiven und nützlichen Beitrag zu einer gegebenen Entwicklung beitragen und nicht als pures Kommunikations-, oder PR Instrument missbraucht werden.

Die Umfrage

Wenn Teilnehmer*innen ihre eigenen Themen und Schwerpunkte nicht einbringen und nur auf vorgegebene Fragen antworten können, handelt es sich nicht um echte Partizipation, sondern nur um eine Umfrage.

Echte Partizipation geht über eine einfache Umfrage, oder einen quantitativen Fragebogen, hinaus. Von Teilnehmer*innen eingebrachte Themen dürfen der Einfachheit halber nicht unberücksichtigt bleiben, auch wenn dies für die Datenauswertung simpler wäre. Partizipation ist menschlich und Menschen lassen sich nicht immer in Kategorien stecken. Digitale Innovationen dürfen den analogen Kontakt und die offene Kommunikation nicht aus Zeit- und Geldgründen ersetzen.

Die Legitimation

Wenn Teilnehmer*innen durch ihre Partizipation das Resultat nicht signifikant beeinflussen können, dann handelt es sich nur um Legitimation.

Echte Partizipation lässt stets einen Entscheidungsspielraum offen und darf somit nicht missbräuchlich dazu verwendet werden, um vergangene Entscheidungen zu legitimieren und bereits gefallenen Entscheidungen mehr Gewicht im öffentlichen Auge zu verschaffen.

Das Particitainment

Wenn Partizipation nicht nützlich ist und Teilnehmer*innen durch ihre Beteiligung keinen tatsächlichen Mehrwert für sich und andere generieren sowie momentane Verhältnisse verbessern können, dann handelt es sich nicht um echte Partizipation, sondern nur um Particitainment.

Particitainment setzt sich aus dem englischen Participation und Entertainment zusammen und meint eine Kombination dieser beiden Konzepte. Der Ausdruck wird abwertend benutzt und beschreibt einen Beteiligungsprozess, der das Hauptziel hat, Personen zu bespaßen. Bei Particitainment sind die Ergebnisse der Partizipation somit (fast) egal, da der Weg zum Ziel wird. Teilnehmer*innen können sich nur unwichtige Veränderungen ohne signifikante Auswirkungen erhoffen.
Particitainment befähigt Personen darüber hinaus auch nicht, sich aktiv in die zukünftige Entwicklung des Themas einzubringen und als Kollektiv selbständig handeln zu können, da es oft überhaupt keine zukünftige Entwicklung des Themas gibt.

Particitainment ist dann gesellschaftlich besonders gefährlich, wenn es als Ersatz für Menschen ohne Wahlrecht angewendet wird. Hier wird dann nur das Gefühl der Mitsprache überliefert, Personen bleibt aber die Optionen zum eigentlichen Mitentscheiden bei wichtigen Themen verwehrt.

Echte Partizipation

Wenn auf alle Fragen mit „ja“ geantwortet werden konnte und alle 10 Merkmale der Partizipation erfüllt wurden, dann handelt es sich um echte Partizipation.

Echte Partizipation ist keine Selbstverständlichkeit und damit sie gelingt, muss sie sorgfältig geplant, gut durchdacht und professionell umgesetzt werden. Ein Beteiligungsverfahren, das überstürzt oder unter ungünstigen Rahmenbedingungen startet, ist oft zum Scheitern verurteilt. Die Folge sind Frustration und Enttäuschung unter den Beteiligten – Gefühle, die durch eine fundierte Vorbereitung und klare Strukturen vermeidbar wären.

Das Durchführen von echter Partizipation ist natürlich schwierig und erfordert viel Expertise, denn Partizipation kann aus vielen unterschiedlichen Gründen misslingen. In der Praxis kommen dann zusätzlich zu den hier genannten Merkmalen und Bedingungen, allerhand lokaler Umstände und Gegebenheiten hinzu. Der hier vorgestellte Kurztest soll also nur auf ein paar der Fallen aufmerksam machen, auf die man bei der Planung, Durchführung und Bewertung eines partizipativen Prozesses achten sollte.

Indem sowohl den positiven Aspekten, aber vor allem auch den Schattenseiten der Partizipation mehr Aufmerksamkeit zugegolten wird, kann die bestehende Beteiligungskultur noch zusätzlich verbessert werden.


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