AUSSENsicht: Vom Dürfen beim Planen
Wenn Planende ihre Erfolge in die (Fach-) Welt tragen, taucht immer öfter ein demütiges „DÜRFEN” auf: wir durften dies begleiten, planen, umsetzen – danke! In einer Zeit, da alles auf Augenhöhe, wertschätzend und respektvoll geschieht, ist diese Selbstverkleinerung merkwürdig. Denn das Dürfen setzt ein Machtgefälle voraus: von den Eltern zum Kind, von den hoheitlichen Auftraggebern zu befehlsgeleiteten Erfüllungsgehilfen. Dürfen wird damit zum Eingeständnis fehlender Handlungsmöglichkeiten, mangelnder Kompetenz. Denn wir Planende dürfen Erfolge selbstbewusst & demütig feiern, dürfen Fehler und Niederlagen eingestehen – und dies in Eigenverantwortung ohne Demutsgesten.
Nietzsche schreibt im dritten Teil von „Also sprach Zarathustra” von der „verkleinernden Tugend” und führt uns eine beklemmend verkleinerte Welt vor, mit Sätzen wie „Einige von Ihnen wollen, aber die meisten werden nur gewollt“ oder „Tugend ist Ihnen das, was bescheiden und zahm macht: damit machten sie den Wolf zum Hunde und den Menschen selber zu des Menschen bestem Hausthiere.”
Weniger hochgespannt ist das Dürfen also eine offenbar gewollte Selbstverkleinerung, auch wenn sie nur als profane Anbiederung gemeint ist. Aber wenn wir einer aktiven Beteiligung der Bevölkerung in Planungsprozessen das Wort reden, sollte uns ein gemeinschaftliches „WOLLEN” leiten.
Dieser Gastkommentar wurde verfasst von: Dr. Werner Rosinak, Planer
Literatur: Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra (1910).